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{Rechenmaschine Olympia CD700} Die Olympia CD700 (1971) und die CD701 waren Tischrechner, die sich zu Beginn der höhergradigen Integration an Prozessoren versucht haben. Vielleicht hat die komplizierte Maskenprogrammierung den Einzug dieses Systems verhindert. Das Gerät hat einen eigenen Tastaturcontroller, der das Timing und auch das Drücken mehrerer Tasten gleichzeitig überwacht. Zwei Tasten kann er noch erkennen, aber wenn das Timing garnicht mehr stimmt, dann meldet der Tastaturcontroller einen Fehler und der Rechner muss resettet werden. So wird mit großer Sicherheit erkannt, wenn man eine Fehleingabe hat. 1971 hat National Seminconductors eine serielles 4-Bit Microcontrollersystem auf den Markt gebracht: MAPS (Microprogrammable Arithmetic Processor System). Es ist maskenprogrammierbar und kann flexibel auf diverse Rechenstrukturen angepasst werden, niemand hat offensichtlich das Potential dieser Bausteine erkannt - Intel 4004 war vermutlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort... Das Prozessorsystem besteht aus einer Arithmetikeinheit, einem Timing-Baustein, einem Registerbaustein, einm ROM und einem Tastaturdecoder... Alles, was man braucht, um eine Rechenmaschine zu bauen. Interessanter Fakt: diese Bausteine könnten nicht nur Tischrechner, sie wären beliebig programmierbar. Während Busicom für seinen 141-PF den Intel 4004 entwickeln ließ, setzte Olympia auf ein heute weitgehend unbekanntes Prozessorkostrukt von National. Das war wie der 4004 nur 4 Bit breit (was für die BCD-Darstellung von reinen Zahlen völlig ausreichte, aber während der 4004 4-Bit-parallel rechnete, arbeite MAPS (MM5700) 4-Bit-seriell, was die Verwendung von Schieberegistern als Speicher ermöglichte. Eigentlich war das die digitalisierte integrierte Version der Tischrechner mit Laufzeitspeicher... In der vorliegenden Olympia CD700 berechnet der Prozessor sogar Quadratwurzeln ohne sichtbare Verzögerung! Und er kümmert sich darum, dass die Kommastelle durch einen hellen Nixiepunkt dargestellt wird, die Tausender-Kennzeichnungen durch einen dunklen... Der Aufbau der CD700 entspricht übrigens weitgehend der National Semiconductors Application Note. Noch ein nettes Detail: der Arbeitsspeicher dieses Rechners besteht aus einem Dual-25-Bit Schieberegister: MM501. Praktisch, wenn eh alles seriell verarbeitet wird! Nähere Informationen über das MAPS System lassen sich im Netz nicht finden, aber den Rechner habe ich hier, um ihn der werten Gemeinde vorstellen zu können! Der Rechner ist recht verstaubt und benötigt etwas Liebe. Im Inneren verbergen sich zwei große Platinen: CPU-Platine und Display-Platine. Hier die CPU. Nach der gründlichen Reinigung in extra großer Auflösung: Und die Rückseite. Der serielle Bus vereinfacht die Verdrahtung deutlich! Timing-Baustein und serielles RAM: IC300 ist die Arithmetikeinheit, also quasi der Prozessorkern. 5703 sind Programm-ROMs und 5701 ist eines der Register des Prozessors. Streng genommen ist der 5700 also kein Prozessor, sondern erst als Prozessor komplett mit seinen Peripheriebausteinen, vergleichbar mit den erst später folgenden Bit-Slice-Prozessoren. Die Karten stecken servicefreundlich in Stecksockeln - wie die Prozessor-ICs. Da ist viel Luft für Cost-Down-Projekte... ;-) Das warme Glimmen der Nixies ist zwar hübsch, aber für meinen Geschmack nicht annähernd so interessant, wie die Schaltungsstruktur! Hier kann man den Unterschied zwischen Tausender-Trennzeichen und Dezimalpunkt erahnen. Das Chassis hat in mehreren Rechnern dieser Reihe Verwendung gefunden, daher der Platz für viele verschiedene Transistoren der unterschiedlichen Netzteile. Hier genauer zu sehen. Und man kann das Gerät Gegenwarts-freundlich auf 240V jumpern, das schont die Bauteile. Netzteil und Trafo befinden sich auf der Rückseite. Das Netzteil hat zwei Regler für +5V und -14V - die sollte man überprüfen, hier waren die Spannungen schon recht nach oben gewandert, das stresst die Bauteile unnötig. Das Netzkabel sollte man nicht verlieren, diese Art ist selten geworden!. Die beiden Steckkarten werden mit zwei Formteilen gehalten, die mal aus Gummi bestanden. Mittlerweile haben sie die Konsistenz gepresster Aktivkohle. Immerhin besser als so manche schleimig-klebrigen Gummiüberreste in Geräten aus dieser Zeit, aber die Teile hier zerkrümeln schnell. Über allem liegt ein cooler Halterahmen mit Verriegelung... Und jetzt noch ein paar Rechnerimpressionen zum Genießen. . Sollte jemand noch weiterführende Informationen zu MAPS besitzen, dann wäre ich sehr dankbar, diese hier teilen zu können! Und ein Update: Dank eines sehr freundlichen Lesers sind mir diverse Schaltplanfragmente und weiteres Informationsmaterial zur CD 700 zugegangen, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte!
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