Mike McBike @ Home / Rechenmaschinen / Soemtron ETR220 |
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{Vorab ein Link} ohne den mir die Restauration micht so ohne Weiteres gelungen wäre: die Jungs von soemtron.org haben wirklich ganze Arbeit geleistet - Reverse Engineering, Dokumentation und eine super Infosammlung zu diesen Maschinen. Schaut auch bei denen mal vorbei, es lohnt sich!!!
{Kernspeicher} was wäre meine Webseite ohne passende Technik-Devotionalien? Hier ist der passende Kernspeicher für die Soemtron ETR 220:
{Mein erster Transistorrechner} Nach der Iskra Russentonne dachte ich bei mir, es wäre an der Zeit, noch rückständiger zu werden. Soemtron erfüllte mir den Wunsch mit der ETR220 - ohne ICs, mit Kernspeicher und reine Transistor-Dioden-Logik! Baujahr 1969... Leider defekt, aber was heißt das schon... Die Ansicht von hinten - ein solides Gußgehäuse... Der Netzstecker fehlt leider, so müssen erst mal Krokoklemmen und ein Trenntrafo helfen. Ein loser Stecker, aber der war's leider nicht! Die Stecker sind übrigens alle nicht verriegelt... Schön modular aufgebaut: Die 12 Steckkarten sind überschaubar: Solide Transistor (Germanium) - Dioden (auch Germanium) - Logik! Das Layout ist noch nicht aus dem Computer! Die Platine ist noch nicht voll... egal! Wir hatten Platz! Die Registerwerte werden in einem Kernspeicher abgelegt: Ein schönes Teil Technikgeschichte! Die Löschtaste jagt übrigens einfach einen Stromstoß durch alle zu löschenden Kerne. Simpel und genial! Auch hier Layout in Handfertigung! Alle Leiterplatten sind einlagig ausgeführt. Ich bin erstaunt, dass in der DDR zu der Zeit japanische Transistoren verfügbar waren! {Reparatur} Die Diagnose zeigt: das Display bleibt dunkel, solange nicht ein paar Tasten gedrückt werden, manche Tasten gehen überhaupt nicht... Ich vermute ein Problem an der Tastatur. (Profi halt...;-) ) Ein werksseitig eingebauter Kurzschluss.. muss drinbleiben! Der Schnürsenkel ist übrigens Absicht, er verhindert, dass die Tasten herausfallen können! Die Tastatur muss von unten ausgebaut werden... Also demontiere ich die Einheit und messe die Taster durch: fünf davon haben keinen Kontakt mehr. Nach einem provisorischen Kurzschließen der betroffenen Taster leuchtet das Display sofort! Was für ein Anblick! Tasteneingaben sind auch schon möglich! Kein Wunder, dass sich die Maschine komisch verhält, wenn nur ein Taster nicht mehr richtig schließt: es sind alle in Reihe geschaltet! Nur die Umschaltkontakte gehen zu den entsprechenden Funktionseingängen. Also Tastatur vereinzelt... Demontiert... Ein Wunder der Feinmechanik... Die Mikrotaster - Typ C11... Die Mechanik ist bei allen gut, aber die versilberten Kontakte sind völlig korrodiert! Erster Versuch: Kontaktreinigung. Es geht, es ist mühsam, es dauert... Da fällt mir ein: die meisten Kontakte brauchen einen Mindeststrom, um sauber zu bleiben! 20V, 500mA und einen kräftigen Elko am Netzteilausgang sollten bei der Reinigung helfen. Da hatte ich mal eine gute Idee - die restlichen Taster habe ich ohne Auslöten und Demontage funktionsfähig gebritzelt! Trotzdem habe ich einen Satz neue (NOS) Taster bestellt, wer weiß, wie lange die Freibrennaktion hält? Belohnt wurde ich mit der wiederhergestellten Funktion der alten Rechenmaschine! {Division zum Zusehen} zum Schluss noch ein Filmchen. Hier kann man dem Dividieren so richtig bei der Arbeit zusehen! {Restauration} Eine Restauration ist nix, wenn nicht alles funktioniert! In der Elektrobucht konnte ich neue alte Mikroschalter beziehen, die (wenn auch mittlerweile oxydiert - aber nicht so stark) mir die Tastatur wieder vollständig herstellten! Dann lief die Kiste einwandfrei... eine halbe Stunde lang. Plopp. Nix mehr. War ja klar. Wenigstens ist der (das?) Netzfilter leise gestorben und nicht stinkend und brennend abgeraucht... Zum Test mal einfach gebrückt... Uff, geht noch! Nebenbei hatte mir ein freundlicher Foristo aus dem µC.net ein originales Netzkabel zukommen lassen. Diese Teile sind mittlerweile richtig selten und teuer! Vielen Dank noch mal! Mit Plombe... ... und perfekt erhalten! Und dann kam auch noch das Ersatzteil: Etwas anpassen... Und einfach einbauen. Jetzt ist wieder alles heile! Diese Maschine wurde wohl nur für den Export gebaut. 50 Jahre alt und funktioniert immer noch... ein Eifon wird das wohl mit Sicherheit nie schaffen! Im Büromaschinenkatalog von 1969 werden für die Rechenmaschine ganz schöne Preise aufgerufen... {Wie rechnet das Teil überhaupt?} Ich finde museale Technik sehr interessant und es ist für mich immer ein Erfolgserlebnis, wenn so ein Teil dann wieder einwandfrei funktioniert - aber dann will ich auch wissen, wie sowas funktioniert! Wie kann man aus einer Handvoll Transistoren und Dioden eine funktionsfähige Rechenmaschine bauen, die sogar Multiplizieren und dividieren kann? Das möchte ich Euch anhand zweier vereinfachter Beispiele näherbringen! Die Division ist ein klein wenig komplexer, wenn auch ähnlich! Auch hier erinnern wir uns an das schriftliche Dividieren - der Divisor geht linksbündig n-mal in den Dividenden - Rest r... Das wird hier genau so gemacht, es wird jeweils so lange Subtrahiert, bis das Ergebnis negativ ist. Dann folgt eine Korrektur-Addition und es geht mit der nächsten Stelle weiter. Das Zwischenergebnis (also die jeweiligen Anzahlen der möglichen Subtraktionen müssen hierbei in einem zusätzlichen Speicherregister abgelegt werden, da war die Multiplikation etwas weniger anspruchsvoll. Gesteuert wird das ganze über eine trickreiche State-Machine, natürlich auch in transistorisierten Flip-Flops abgebildet! Das nur mal so, um einen Eindruck von der Genialität dieser Maschinen zu vermitteln. Es gibt sogar elektronische Tischrechner, die die Quadratwurzel ziehen können! Denn diese Rechnung lässt sich auch auf eine Abfolge von Additionen und Divisionen herunterbrechen - Man suche im Internet mal nach dem Begriff "Heron-Verfahren". |
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