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{Sinclair MTV1} Schon in den 60er Jahren tüftelte der geniale Clive Sinclair an einem Taschenfernseher. Die Entwicklung dauerte nur 10 Jahre (hüstel) und führte 1977 zur ersten Produktvorstellung. Nur 47 Jahre später liegt das gute Stück bei mir. 2 Zoll Bildschirmdiagonale. Drei Empfangsbänder und drei verschiedene Tondecoderfrequenzen... Das Teil war äußerlich schon genial. Die Spielereien setzen sich auf der Rückseite fort: Schiebedeckel für 12V und 6V Steckernetzteilanschluss, die üblichen Monitorregler und zwei Antennen für UHF und VHF. Die beiden Schrauben ganz rechts sind für einen externen Antennenanschluss gedacht. Das Gehäuse ist aus Stahlblech - erstaunlich stabil für Sinclair-Verhältnisse. Das Beste: Das Gerät läuft noch! Die Sinclair Herkunft erkennt man erst am Aufkleber auf der Unterseite... Da sind auch die vier Schräubchen versteckt, die man zur Demontage lösen muss. Ebenso, wie die zwei auf der Rückseite. ... und den Plastikpinöpel, der die Antenne stützt - diese kann man mit Gewalt übrigens einfach rausziehen. Dann lassen sich die Innereien einfach nach vorne herausziehen. Ich sehe viel Handarbeit. Kein Wunder, dass dieses Machwerk auf dem deutschen Markt seinerzeit fast 1000DM gekostet hat. Auf der Seite: die zwei gesteckten Platinen für Video und Audio. Sinclair hatte hierfür extra kundenspezifische ICs von Texas Instruments fertigen lassen: ST1, ST2 und ST3. Die stehen in keinem Datenblatt... Die Unterseite sieht sehr aufgeräumt aus, man erahnt die diskret aufgebaute Kaskade für die 2000V Beschleunigungsspannung. Sehr hochohmige Widerstände auf der linken Seite - und ja, die Streifen aus Elektriker-Isolierband sind serienmäßig. Unter den gesteckten Platinen sieht man einen der Tuner-Bausteine, die nicht benutzten Anschlusspins fachmännisch isoliert... Das Video-Platinchen mit Filtergrab - hochauflösend auf Klick!. Und die Audio-Verarbeitung, zur Abwechslung mal mit "normalen" ICs, auch hier auf Klick hochauflösend... Auch die Netzteilbuchsen sind isoliert... Die gute Laune in der Produktionsabteilung kann ich mir lebhaft vorstellen. Die Frontpartie kann man nach lösen zweier Schrauben mit sanfter Gewalt abziehen. Vorsicht: der Kunststoff ist schon etwas mürbe. In dem Zustand kann man das Sandwich separieren. Der Lautsprecher ist im Frontblech eingelegt und hat lange Kabel... Der händisch zusammengelötete Antennenadapter ist einfach auf die Platine geklebt... Gehalten wird das Kabel mit einer extra Kabelschelle. Professionell ist anders. Widerstand ist hier nicht zwecklos aber lose. Jetzt kann man die Tuner-Platine von der Monitorplatine klappen. Auf der Tuner-Platine befinden sich vier Mignon-Akkus in altehrwürdigem NiCd. Die müssen dringend raus. Zwischen den Akkus befindet sich eine putzige Selbstbausicherung "Link". Kann man so machen... Die Röhre ist professionell abgeschirmt. Klebeband und Alufolie müssen reichen. Die Abschirmung dürfte auch notwendig gewesen sein, da wir hier eine elektrostatische Ablenkung haben, die recht empfindlich ist. Hier die Monitor-Platine in hoher Auflösung. Links oben der dritte Custom-Chip "ST3". Der Antenneneingang wurde sorgfältig zwischen Abschirmfolie und Isolierband drangepfuscht... Die separierte Tuner-Platine. Der Sinn des Aufklebers "Orange" erschließt sich mir nicht - das Isolierband ist definitiv schwarz. Aber vielleicht war das orange Klebeband auch alle... Hier die Unterseite mit den Stummeln für den Anschluss der Rahmenantenne: Die Akkus lassen sich leicht auslöten. Die sehen nach fast 50 Jahren nicht mehr gut aus! Es ist gottseidank nicht viel kaputt gegangen. Kupfer kann in Verbindung mit Säuren und Laugen so schön sein. Es ist dann allerdings auch einfach weg. Das lässt sich aber reparieren. Ja, es ist technisch sinnlos, diese Leitung zu flicken, wenn man keine neuen Akkus einlötet. Aber ich mag es nicht, wenn im Gerät unbehobene Schäden liegen... da bin ich eigen. Es ist mir unbegreiflich, wie man mit so einer Konstruktion in Serie gehen kann. Letztendlich ist das Gerät von seinen auslaufenden Akkus befreit und kann wieder zusammengebaut werden. Da fällt mir ein, ich habe noch so ein suspektes Kästchen in meinem Fundus... Da steht was auf der Unterseite... Ein Recycling-Behälter. Mit wertvollem Inhalt: eine fabrikneue D 5-100 W. Angeblich wurde diese Bildröhre speziell im Auftrag von Sinclair von Telefunken für den MTV1 entwickelt. Einen Werbeflyer habe ich im Internet auch gefunden: Jetzt muss ich mal nach einer Videoquelle suchen - Sender auf Antenne gibt's ja keine mehr. Standesgemäß wäre hier ja ein ZX-80. |
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