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{Lötbad - ein Produkttest} Durch einen Artikel im Microcontrollerforum kam ich drauf: es gibt aus China superbillige Lötbäder, mit denen man vielleicht noch effektiver auslöten könnte, als mit dem Fön... Alle waren sich aber einig, dass die elektrische Sicherheit bei dem Krempel ein Problem darstellen könnte. Es waren sich aber auch alle einig, dass die Teile noch niemand mal richtig in Augenschein genommen hatte. Also bin ich mal wieder der Erste. ;-) Für 25 Euro aus Tschechien kann man erst mal nicht meckern, zumal eine deutsche Versandadresse drinsteht. Die Lieferung kam nach zwei Tagen. Wow. Ester Eindruck: sauber, schwer und wertig. Ob jetzt der Tiegel natürlich mit "Titanium" beschichtet oder gold lackiert ist - wen interessiert das schon?

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Ein gutes deutsches aufrechtes Elektrokabel...

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Leistungsregler und Hauptschalter - Eine Bedienungsanleitung war jetzt nicht wirklich nötig!

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Aufschrauben - was sonst? Die komplette Heizung ist sauber gekapselt - Schutzerde mit dickem Anschluss kontaktiert...

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Sogar Glaswolle zur Zwischenisolation...

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Die Heizung um den Tiegel mit Blech verkleidet:

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Stabile Gummifüße geben dem Ganzen einen guten Stand. Alle Schrauben haben Metallgewinde - nicht selbstverständlich beim Chinakram!

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Die Konstruktion ist so gestaltet, dass überfließendes Lötzinn nicht in das Gehäuse laufen kann - das war eine der Befürchtungen im Forum - die Produktfotos zeigen zuweilen noch eine offene Konstruktion!

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Inbetriebnahme... Mist, die Zinnstangen passen nicht in den Tiegel - was mach' ich nur?

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Ja, O.K., kann man mit dem Seitenschneider mühsam klein machen... ;-)

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Wenn es mal anfängt, zu schmelzen, dann kann man auch die ganze Stange langsam nachführen!

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Wieso fällt mir jetzt nur der Film "Terminator 2" ein? :-)

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Das Einschmelzen hat keine Viertelstunde gedauert - es riecht kaum, spritzt nicht und geht alles völlig streßfrei ab! Beeindruckend ist die Oberflächenspannung bei flüssigem Zinn...

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Und die Muster beim Erstarren...

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Jetzt geht's los - eine Pokerschlampenplatine (Spende von Eni - danke!) muss herhalten:

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Man legt einfach die Platine vorsichtig mit der gewünschten Stelle auf das flüssige Zinn, wartet 4 Sekunden und zieht das IC mit einer Zange aus der Platine...

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Mit etwas Übung - und wenn es nicht gerade DIL40 ist - geht das richtig gut. Überfließendes Zinn fängt sich in der Schale, erstarrt und kann wieder in den Tiegel geworfen werden.

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Die Unterseite bleibt relativ sauber. Wenn man sie mit Flussmittel einstreicht und noch mal ins Zinn hält, sieht sie fast aus wie neu. (Also nicht so, wie hier...)

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Fazit: sehr gut geeignet für ICs bis DIL32, DIL40 ist schwer, weil man kaum alle Pins richtig erreicht. Die Leistungsregelung muss man ausprobieren, sonst delaminiert sich die Platine schnell - dafür bleiben die ICs handwarm - das ist der deutliche Vorteil zur Heißluftfönmethode. Die Aufheizzeit beträgt 10 Minuten - abkühlen dauert dann schon mal eine Stunde... Und der Umgang mit flüssigem Zinn ist nicht annähernd so kritisch, wie man befürchten könnte. Hier spritzt nichts und wenn was überläuft, ist es schnell fest. Besonders gut entlötet man mit dieser Methode Bausteine mit großer Wärmekapazität - Verstärker und TO3 Transistoren... Draufhalten, rausziehen, fertig. Delamination lässt sich vermeiden, wenn man die Leistung runterregelt. Leider gibt es hier keine Temperaturregelung. Es geht definitiv zerstörungsfrei. Ein Nachteil sind eher die Zinnreste auf der Unterseite... Es schwappt nichts. Das Teil ist mit Zinn gefüllt irre schwer und steht sehr stabil. Die Unterlage muss natürlich feuerfest sein. Das Aufheizen dauert 10 Minuten, das ist überschaubar. Audio-AMPs werde ich in Zukunft immer mit dieser Methode auslöten, bei DIL40 ist der Fön besser. Nebenbei kann man Billigsockel mit dieser Technik so fix auslöten, dass die Sockel hinterher nicht im geringsten verzogen sind - sehr schonend, wenn man es richtig macht.


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