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{Philips LDL 1002 - Das Video-Tonbandgerät...} Wir schreiben das Jahr 1969 - Mondlandung, Vietnamkrieg und die Manson Family sorgen für Abwechslung. Ich bin gerade zwei Jahre alt und bekomme von alledem nichts mit. Philips hat rechtzeitig mitgedacht und bringt einen der ersten tragbaren Videorecorder auf den Markt. Dieser ist ganz nach der Art eines Tonbadgerätes mit einem Zweispulensystem ausgestattet und besitzt wie alle nachfolgenden Systeme schon eine rotierende Kopftrommel und allerlei technische Schmankerl. Ein Tuner kann definitiv nicht versagen - das Gerät besitzt nämlich keinen... Farbe wird eh überbewertet - auch darauf wird verzichtet. Wir schreiben das Jahr 2020, das Corona-Virus begeistert die Medien, es werden wie wild Hamster gekauft und ein LDL 1002 landet bei mir auf dem Tisch! Äußerlich sieht das Teil ähh... interessant aus. Mir scheint, dass sich seit 1969 diverse Kleintiere darauf erleichtert haben... Etwa Hamster? Innen sieht es besser aus, nur der Geruch geht ein wenig in Richtung Bahnhofstoilette... Das Typenschild verrät leider nichts über das Herstellungsdatum... Die Mechanik scheint weitgehend korrosionsfrei zu sein. Nicht selbstverständlich nach der langen Zeit! Die Kopftrommel ist recht verdreckt - das sollte aber das geringste Problem sein! Das übliche Tonbanddrama offenbart sich nach Abnahme der oberen Plastikabdeckung... Wie bei fast allen Geräten aus dieser Zeit haben sich alle (!) Gummiriemen und Gummiformteile in eine zähflüssige, teerige, stinkende, klebrige Masse verwandelt... Der Zählwerksriemen: Der Bandantrieb: Und unter der Kopftrommel war mal ein Flachriemen, das heißt, der ist noch da, aber irgendwie in einer anderen Darreichungsform... Die Elektronik sieht gut aus, auch wenn die verbauten Elektrolytkondensatoren mittlerweile eher ohmsche denn kapazitive Anteile aufweisen werden. Der Motor für den Kopftrommelantrieb - etwas Flugrost stellt hier kein Problem dar. Die Bandeinlegeanleitung im Gehäusedeckel. direkt neben den verrotteten Schaumstoffpolstern, die dereinst mal die Spulen auf den Tellern gehalten haben. {Die Reparatur beginnt!} Wie bei jedem mir völlig neuen Gerät beginnt nun die spanndende Aufgabe herauszufinden, wie man die einzelnen Komponenten demontieren kann, ohne zusätzlichen Schaden anzurichten... Ein erster Einschalttest zeigt: die Motore laufen, alles Riemengetriebene dreht natürlich nicht und da die Kopftrommel nicht angetrieben wird, ertönt nach wenigen Sekunden der nervige Alarm-Summer im Gerät. Es brennt nichts. Ein gutes Zeichen! Man könnte sie einfach abziehen, wäre da nicht die Bremsmechanik... Diese wird von zwei Sprengringen gehalten und man muss die Feder demontieren, die am linken Hebel eingehängt ist. Die Sprengringe haben in diesem Gerät übrigens keine Nuten... Eine passende Zange dafür ist unbedingt nötig! Ach ja, die Antriebsglocke für die Spulenteller ist zwar im Weg, kann aber durch die Einstellung des schnellen Vor- und -Rücklaufs entsprechend weggeklappt werden. Unter dem Spulenteller befindet sich eine weiterer Kunststoffteller, der als Bremse fungiert. Gebremst wurde mal mit einem Gummiformteil... man ahnt, was daraus geworden ist... Es lässt sich alles ganz vorzüglich demontieren, entsprechende Unterlegscheiben sollte man nicht verlieren und sich die Reihenfolge merken. ...und man sollte nicht unbedacht nach den Gummiformteilen greifen... man sieht ihnen ihre Konsistenz nicht an - bis es zu spät ist... Die Reinigung kann beginnen! Benzin, WD40 und Platinenreiniger sind absolut sinnlos! Der Gummischmotz ist eigentlich nur Alkohol-löslich. Brennspiritus ist das Mittel der Wahl. Möglichst viel davon! Und viel Papier. Und danach viel Handwaschpaste. Es lohnt sich! Beim linken Bremsteller hat sich die Gummibremse am Rand verteilt, wie die Bremsspur auf einer Unterhose... das Zeug ist so eklig... Vorsicht, der linke Spulenteller hat eine andere Filzbremse als der rechte Teller - nicht durcheinanderbringen! Viele Quadratmeter Reinigungstücher, dutzende Ohrstäbchen und einen halben Liter Spiritus später: jetzt sieht alles wieder gut aus. Ein technisches Schmankerl: der Spulentellerantrieb sitzt direkt auf einem Motor und besteht aus zwei starken Magnetplatten. Dazwischen läuft der Spulenteller aus Aluminium - ein astreiner verschleißfreier Wirbelstromantrieb! Genial gelöst! Auf den Bandführungsrollen sind Kunststoffdeckel mit zwei Löchern. Diese könenn abgeschraubt werden - etwas Öl macht alles leichtgängig! Die Schwungscheibe für den Bandantrieb ist nicht ganz so leicht zu demontieren, hierzu muss das Gestänge an einer Stelle auseinandergebaut werden, danach kann man die drei Befestigungsschrauben lösen und die ganze Mechanik samt Kabeln einfach hochklappen. Auch hier müssen viele Gummireste entfernt werden... Der Ersatz aus der Elektrobucht ist da: ein kompletter Riemensatz für genau dieses Gerät - ich bin sehr erstaunt, dass es sowas heute noch gibt - und nicht mal allzu teuer! Bandantrieb läuft! Den Riemen bekommt man nur mit Demontage der Schwungscheibe rein, an den Antrieb der Kopftrommel und des Bandzählwerkes kommt man ohne Demontage dran! Das Zählwerk nach dem Putzen: Zählwerksriemen ist montiert und läuft: Der Videotrommelriemen macht mir Ärger: wenn er komplett im Antriebsrad einliegt, dann rutscht er unten von der Videotrommel... also lasse ich ihn erst mal auf der Kante des Rades laufen... Womöglich steht der Motor nicht mehr im richtigen Winkel! Die Spulen werden nach Anleitung eingelegt... Am Ausgang liegt das Band nicht 100% sauber an, weil die abspulende Bandspule nicht ausreichend gebremst wird, da fehlt ja gerade die Gummibremse! Die Bandlage am Kopf ist gut - es klebt aber teilweise so, dass der Kopf stehen bleibt... eine gründliche Reinigung der Kopftrommel bringt etwas Abhilfe... So sieht das Gerät dann nach vielen Stunden der Reinigung aus: bis auf einen leichten Duft nach Nagerurin ist alles prima. Das Gerät gibt schon mal Videoton von sich, die Mechanik funktioniert soweit gut. Nur ein Bild fehlt mir jetzt noch - aber wenn man dann irgendwann auf Corona-Quarantäne ist, braucht man ja daheim noch viel zu tun! |
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