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{Hazeltine 1500 Terminal} Dank eines sehr freundlichen Spenders ist mir ein neues Exponat zugelaufen, welches ich Euch heute vorstellen will: ein Hazeltine 1500 Terminal aus den 70er Jahren - ziemlich verdreckt und mit abgeschnittenem Netzkabel. Manche Dinge sehen von außen schlimmer aus, als sie innen sind... Wenn man das Gehäuse und die Tastatur genau betrachtet, dann fällt sofort die Ähnlichkeit mit einem Plattencover der Band "Kraftwerk" auf - Computerwelt, veröffentlicht 1981... Unter dem Deckelchen befinden sich die DIP-Schalter für die Parametrierung der Terminalfunktionen: Die Rückseite ist unspektakulär - bis auf das abgeschnittene Netzkabel... Neben dem Stummel versteckt sich auch der unscheinbare Netzschalter und eine Klemme für eine Erdung. Ach, was versteckt sich denn da unter dem Gehäuse? Das Namensschild... Da hat sich doch jemand die Mühe gemacht, es vorsichtig von der Front abzuziehen und unter dem Gehäuse zu retten. Schön! Aufgeschraubt zeigt sich: es sieht innen auch so schlimm aus... Das Mainboard ist übersichtlich: 8080 Prozessor, Character-Generator-ROM, Schnittstellenbaustein, Baudratengenerator und Videospeicher satt... Der Monitor bleibt in der Gehäuseoberschale hängen, mit dem werde ich mich später beschäftigen. Elkotausch dürfte hier Pflicht sein. Der 8080 Prozessor im Detail: Und das Programm-ROM Dieser Kollege ist für die UART zuständig: Tastaturcontroller und Character-Generator-ROM... Die Haltespange am HV-Trafo ist gerissen... not great, not terrible... Ein klein wenig Spüli und viele Wischtücher später sieht zumindest das Äußere wieder gut aus: Der Heißluftfön hat mir geholfen, das Namensschild sauber auf seinen angestammten Platz zu bringen: Hinter dem Blech verbirgt sich sauber abgeschirmt ein kräftiger Netztrafo. Schaltnetzteile waren noch nicht so verbreitet... Eine einfache lineare Regelung mit OpAmp und 2N3055... Hier das Baseboard mit Tastatur: Die Tastatur ist etwas dreckig, manche Tasten hängen etwas. Detail: Baudratengenerator. Ich muss da durch - die Tastenkappen lassen sich leicht abnehmen, man sollte trotzdem sehr vorsichtig sein! Weil die Tasten nämlich die gleichen sind, wie zum Beispiel bei manchen Varianten des HP-85! Und auch hier reißen die Tastaturhülsen... Und so lecker... Die Tasten sind gespült, geschüttelt und gerührt. Auch die Platine verträgt Spüli und Wasser - man muss nur darauf achten, dass die Wasserreste recht schnell wieder abgetrocknet bzw. abgeblasen werden. Ein Heißluftfön hilft hierbei gut! So macht das Tippen doch viel mehr Freude... ohne kontaminierte Finger. Nun kommen wir zum Netzteil - hier tausche ich (fast) alle Elkos präventiv! Ausgetrocknete Elkos im Bereich der linearen Spannungsregelung führen gerne zu instabilen Spannungen, das kann ein Gerät auch mal zerstören! Die Netzteilplatine lässt sich gut demontieren, alle Komponenten sind geschraubt oder gesteckt - sehr servicefreundlich! So sieht das nach dem Elkotausch aus - nur den Dicken hab ich gelassen, hab keinen Ersatz greifbar... Die zwei Elkos auf der Hauptplatine sind auch getauscht: Es wird nun Zeit, das Netzkabel zu ersetzen - dazu müssen die Anschlüsse demontiert werden - ein Steckschuh am Trafo, ein Ring an der Erdung und ein gelötetes Kabelende an der Sicherung. Das Schutzblech muss ab... Der klägliche Rest: Ein Kaltgerätekabel muss sein Leben für einen guten Zweck lassen. Und nach Einbau der Hauptplatine wird es nun spannend... Der Adressbus am Videospeicher läuft - immerhin tun schon mal grundlegende Taktquellen... Der Prozessor läuft irgendwie... H-Sync liegt vor. V-Sync auch, wenn auch etwas unsauber... Video gibt es leider nicht. Das könnte an der Qualität eines der Programm-ROMs liegen. Jetzt sind Sockel auslöten und Adaptierung angesagt... {Hazeltine lebt...} Ich wollte nicht warten, bis der originale Monitor einen Mucks von sich gibt und so habe ich einen NOS-CNC-Monitor hervorgekramt, grün, extrem nachleuchtend und vor Allem mit 18kHz Horizontalfrequenz. Die Hazeltine-Versorgung erfolgt über das Originalnetzteil mit den neuen Kondensatoren... Wir haben ein stehendes Bild und es tut sich echt was... der Videospeicher wird sinnlos vollgeschrieben... Der Zeichensatz ist echt aufwändig hochauflösend und schön scharf! Je nach Lust und Laune hängt sich die CPU auch mal völlig statisch auf: Manchmal muss man eben alle Daten- und Adressleitungen durchklingeln... mit einer fehlenden Datenleitung versteht die CPU nur Bahnhof. Es lag am zweiten Sockel. Erst dachte ich, das Gerät sei jetzt vollends defekt... Aber hey: der Bildschirmspeicher wird sauber gelöscht und in der Ecke wartet geduldig der Cursor... Leider reagiert das Gerät nicht auf Tastendrucke - der Tastaturcontroller erkennt die Tasten, wird aber von der CPU nicht abgefragt... {Hazeltine lebt...} Nach langer Diskussion in den einschlägigen Foren kam die Idee auf, dass es vielleicht kein Defekt ist, wenn das Hazeltine nicht auf Tastendrucke reagiert... Deswegen habe ich mal ein kurzes Programm geschrieben, welches den Bildschirmspeicher füllt - und sonst nichts... Das sieht soweit schon mal ganz gut aus, auch wenn das Ergebnis stark flackert... Das Hazeltine zeigt nämlich nicht den kompletten Bildschirmspeicher an, sondern startet in einem Speicherbereich, der innerhalb der Austastlücke dynamisch mitgeteilt werden muss. Das ist umständlich, ermöglicht aber ein Scrolling, ohne den Speicherinhalt vollständig zu verschieben. Das Progrämmle füllt den Bildschirmspeicher und endet dann in einer Endlosschleife: Hier mal die Speicheraufteilung aus dem Handbuch: Jetzt will ich es wissen: was macht das Terminal? Warum wird der Tastaturcontroller nicht abgefragt, obwohl Tasten gedrückt werden? Ich packe meinen Logikanalyzer aus: Man sieht genau, welche Befehle gerade abgearbeitet werden und wohin die CPU bei der Abfrage der Register springt... Hier zum Beispiel: meine Testroutine nach der Abarbeitung - eine Endlosschleife... Die Verkabelung ist aufwändig aber es lohnt sich! Der Tastaturcontroller wird nicht abgefragt - das geschieht (nicht), nachdem Statusregister 2 Bit 4 geprüft wird... dieses Signal hingegen kommt direkt vom Stecker der seriellen Schnittstelle... Super - das Gerät hat die ganze Zeit über funktioniert! Die Tastatur wird nur abgefragt, wenn das Handshake Signal gültig ist! Also bastle ich mir einen modifizierten RS-232-Stecker... Quick & Dirty... ...stelle die richtigen Parameter an den DIP-Schaltern ein... ...und kommuniziere problemlos mit meinem W7 Netbook... Die Hazeltine Tastatur läuft einwandfrei. Und die Übertragung von ASCII-Dateien läuft auch perfekt. Hier mal das Bild, welches mehr als alle anderen zum Hazeltine 1500 gehört: das Plattencover von Kraftwerks "Computer-World". Und jetzt zum Monitor... aber da das eine größere Geschichte wird, bekommt der eine eigene Seite: Hazeltine 1500 Monitorreparatur |
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