Mike McBike @ Home / Museum / Compugraphic EditWriter 7500


{Compugraphic EditWriter 7500} Nachdem bleigegossene Lettern schon wegen RoHS aus der Mode kamen und auch die Holzschnitzkunst dem Nachrichtenaufkommen nicht mehr Herr wurde, fing man an, elektronische Datenverarbeitung auch für Layout und den Druck von Zeitschriften, Büchern und Zeitungen einzusetzen. Aber von Anfang an: ich bekam folgendes wundersames Exponat als freundliche Beigabe zu anderem Elektroschrott... sowas hatte ich bisher noch nie gesehen...

Update 2024: einer meiner freundlichen Bekannten (ja, ich habe sowas...) hat sich bei mir gemeldet, um einige Deteils dieses Artikels etwas zu korrigieren: "Als ein Adept Gutenbergs kann ich dies so nicht stehen lassen! In der Fotosatzmaschine werden nicht die Druckplatten belichtet sondern quasi nur ein Zwischenprodukt auf Film oder Fotopapier. Damit wird dann (den Offset betreffend) letztendlich in der sogenannten Plattenmontage die eigentliche Vorlage am Leuchttisch erstellt und diese dann in einem UV Belichtungsrahmen auf die Platte aufkopiert und anschliessend im Entwicklerbad entwickelt. Also da wird auch nix geätzt. Auch wenn der ganze Vorgang ziemlich ätzend war. Ich durfte das ja noch miterleben, wenn auch der Fotosatz bereits durch DTP abgelöst war, das ganze Hintendran mit der Film- und Montagenfummlerei war da noch der heisse Scheiss Anfang der 90er. Heut ist das zum Glück ziemlich easy geworden mit Montageprogramm und Computer-to-Plate Belichter. Ach ja, "Rotationsdruckmaschine" ist auch ein eher schwammiger Begriff, die muss nicht unbedingt Offset sein." - Danke Laschek!

Compugraphic

Ein fast einen Meter langer Filmstreifen mit metallischen Halteklammern weckte meinen Recherchegeist...

Compugraphic

Zumindest der Hersteller ließ sich schnell und einwandfrei identifizieren: Compugraphic - einer der ganz Großen im Bereich des Phototypesetting, also des photographischen Schriftsatzes...

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Ein genauer Blick auf den Filmstreifen zeigt: hier ist eine Schriftart verewigt, in normal, fett und gerade oder kursiv... Was man heute problemlos runterlädt, hat man früher auf Film gekauft...

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Die Zeichen sind gestochen scharf, allerdings nicht alphabetisch geordnet - ich denke, sie dürften nach der Häufigkeit der Verwendung angeordnet sein, damit sich der Film so wenig, wie möglich bewegen musste...

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Und damit erschließt sich auch der Verwendungszweck: zur Belichtung der Offset-Druckplatte wurde der Film Buchstabe für Buchstabe positioniert und mittels einer Blitzlampe auf die photosensitive Oberfläche belichtet. Unterschiedliche Schriftgrößen wurden mit verstellbaren Optiken realisiert. Nach der Belichtung der gesamten Platte wurde diese geätzt und konnte dann als Druckvorlage in der Rotationsdruckmaschine eingesetzt werden.

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Die Steuerung dieses Konglomerats aus Elektronik, Computertechnik, Optik und Mechanik von ca. 1977 übernahm ein Rechner mit hübschen 8-Zoll-Diskettenlaufwerken. Gut, dass mir den bisher noch niemand schenken wollte...

Herzlichen Dank an das Belgische Industriemuseum für die Bereitstellung eines Fotos dieses beeindruckenden Monsters und vielen Dank an den edlen Spender des Filmschnipsels!!!

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